Jungjäger-Ausbilder und -Prüfer erarbeiten "Lernziele"
und diskutierten Änderung der Jägerprüfungsordnung 
Wird das Schießen auf den laufenden Keiler obligatorischer Bestandteil der Jägerprüfung? Diese Frage wurde beispielsweise auf der jüngsten Tagung von über 100 Jungjäger-Ausbildern und -prüfern in Schotten diskutiert, die im Auftrag des LJV-Vorstandes Hessen an der Fortschreibung des Ausbildungsrahmenplans der Jägerprüfungsordnung sowie der Jägerprüfungsordnung mitarbeiten. 

Die Teilnehmer erörterten in zwei Arbeitsgruppen die Sachgebiete 1 (Wildbiologie und Naturschutz) sowie 3 (Waffenkunde). Die Mehrzahl sprach sich zwar in der nachmittäglichen Plenumsitzung für das Schießen auf den laufenden Keiler aus. Zu klären bleibt allerdings, ob hierfür zum Üben und bei der Schießprüfung genügend Schießstände und die entsprechenden Waffen zur Verfügung stehen. 


Kritisiert wurde die "oft unzulängliche" praktische Ausbildung der angehenden Jungjäger und der Betätigungsnachweis auf der "grünen Karte", die auch als Blankoausweis mit fingierten Eintragungen fungiere. Überlegt wurde, ob man deshalb nicht im Lernplan konkretere Vorgaben für die praktische Ausbildung machen müsse. 


Allgemein befürwortet wurde die Erstellung eines Fragenkatalogs mit Musterantworten, dem dann die Prüfungsfragen für die Jägerprüfung entnommen werden. Der Jagdreferent im hessischen Forstministerium, Karl Apel, gab allerdings zu bedenken, ob man über 1000 Fragen mit den entsprechenden Antworten gerichtsfest machen könne. Ausbildungsrahmenplan und Jägerprüfungsordnung müssen letztlich von der Obersten Jagdbehörde genehmigt und in Kraft gesetzt werden. Zuvor sollen die Jagdvereine zu den über drei Jahre in Schotten erarbeiteten Lerninhalten und vorgeschlagenen Änderungen der Jägerprüfungsordnung um Stellungnahme gebeten werden. Ziel ist es, ab 2002 nach den neuen Richtlinien auszubilden und ab 2003 zu prüfen. 


Nahezu einig waren sich die Teilnehmer in der Frage, dass die Jungjägerausbildung generell nicht verkürzt werden sollte. Man könne aber durch die Zusammenarbeit von ausbildenden Jagdvereinen die Ausbildung und die Prüfungstermine insgesamt flexibler gestalten. Dabei könne dem künftigen LJV-"Jägerausbildungszentrum" Kranichstein in enger Kooperation mit den Jagdvereinen eine zentrale Rolle zukommen. Angedacht ist dabei für den Bereich der Jungjägerausbildung dort Kompaktlehrgänge zur Ergänzung der Ausbildungslehrgänge der Jagdvereine und Repetitorien für Prüfungswiederholer anzubieten. 


Einig war man sich, dass durchgefallene Jungjäger-Aspiranten nur noch die nicht bestandenen Prüfungsteile binnen eines Jahres wiederholen müssen. Skepsis kam gegenüber dem Vorschlag auf, dass bei der schriftlichen Prüfung in jedem der vier Prüfungsfächer nur noch mindestens 12, 5 Punkte (statt wie bisher 15 Punkte), insgesamt jedoch mindestens 60 Punkte erreicht werden müssen. Damit könnten schwache Leistungen in einem Fach eher durch bessere Leistungen in anderen Fächern ausgeglichen werden. 


Zudem forderten Teilnehmer einerseits, auch für die mündlich-praktische Prüfung konkrete Handlungsanweisungen zu erarbeiten, um das Prüfungsverfahren stärker zu standardisieren. Andererseits wurde wiederum die "starke Bildung" der Ausbilder und Prüfer an den Lernplan kritisiert. Strikt abgelehnt wurde mehrheitlich Ausbildung und Prüfung in eine Hand zu legen. 


"Nach dem Motto , Weniger ist mehr‘ wollten wir eine solide Breitenbildung anstreben, die die grüne Gesellenprüfung, den kompetenten Jagdhandwerker, zum Ziel hat." Mit diesen Worten skizzierte der Lehrer, Jungjägerausbilder und Kreisjagdberater Heinrich-Georg Müller (Rotenburg an der Fulda) den Auftrag der Arbeitsgruppen. "Was wir alle nicht wollen, ist die Ausbildung zum Veterinär, Agrar-Ingenieur, Forstingenieur, Büchsenmacher, Jagdrechtler, Biologen, Insektenkundler, Ornithologen usw.", betonte Müller zur Eröffnung der Tagung in der Aus- und Fortbildungsstätte der hessischen Landesforstverwaltung in Schotten. Die Veranstaltung wurde von der Jagdzeitschrift "Pirsch" gesponsert. 


"Wir wollen auch nicht das Niveau absenken", sagte der Pädagoge speziell "für die Zweifler oder die Gralshüter einer , guten‘ Ausbildung" unter den Tagungsteilnehmern. Wir wollen "nur Auswüchse und Überreaktionen in Ausbildung und Prüfung eliminieren und in Zukunft vermeiden." In seinem mit Folien unterlegten Vortrag stellte Müller die zusammengefassten Ergebnisse der Arbeitsgruppe für die zwei Sachgebiete der Jägerprüfung vor. 


LJV-Vizepräsident Georg Friedrich Prinz zu Waldeck und Pyrmont begrüßte die Teilnehmer und eröffnete die Fortbildungstagung, die Georg Henning leitete, selbst Leiter der Jungjäger-Ausbildung der Jägervereinigung Marburg und im LJV-Vorstand für dieses Gebiet zuständig. Ein Grußwort sprach auch der hessische Jagdreferent, Forstdirektor Karl Apel. Der stellvertretende Leiter der Schottener Forstschule, Forstoberrat Hans Lang, begrüßte die Gäste ebenfalls sehr herzlich; sah in der Schottener Tagung ein Zeichen der Verbundenheit von privaten Jägern und Förstern. 


Andreas Schneider, beim BLV-Verlag der "Pirsch" für Jäger-Ausbildung und -fortbildung zuständig, stellte das umfangreiche Lehr- und Lernmaterial der "Pirsch" vor, das zum Teil kostenlos abrufbar ist. Besonders wies Schneider auf die überarbeitete CD-Rom für die Vorbereitung auf die Jägerprüfung hin. Schließlich stellte sich BLV-Mitarbeiter Udo Lantzsch vor, der in Hessen den Kontakt zu Ausbildern und Prüfern hält und unter der Rufnummer 0345/5507735 zu erreichen ist. 
Dr. Röther